FAQ: Was versteht man unter Hacking-Methode?

In Kooperation mit dem Nationalpark und dem Tiergarten Nürnberg im Rahmen des EEP wird der LBV in den kommenden Jahren jeweils 2 bis 3 junge Bartgeier im Klausbachtal freilassen – erstmals im Sommer 2021. Am 10. Juni 2021 wurden die ersten beiden Jungvögel namens Bavaria und Wally in einer Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert. Die alpenweite Wiederansiedlung des einst heimischen Bartgeiers gilt als einzigartiges Beispiel im internationalen Naturschutz.

Dabei kommt die bewährte „Hacking“-Methode zur Anwendung, bei der 2-3 junge Bartgeier im Alter von ca. 90 Tagen in eine gut geschützte Auswilderungsnische gebracht und dort versorgt werden. Mit einer Überlebensrate von 88 % im ersten, bzw. gar 96 % im zweiten Lebensjahr ist diese Vorgehensweise außerordentlich erfolgreich.

Ausgesetzt werden die aus Gehegehaltung stammenden und noch nicht ganz flüggen Jungvögel im Alter von ca. 90 Tagen in eine gut geschützte Felsnische an sorgfältig ausgewählten Orten in den Alpen. Insgesamt wird der Prozess des natürlichen Ausfliegens imitiert und das mit großem Erfolg. Die Hauptfunktionen der Eltern (Schutz, Nahrung) übernimmt dabei der Mensch, jedoch ohne direkten Kontakt. Die Jungvögel werden dabei rund um die Uhr bewacht und je nach Bedarf meist alle 2-3 Tage gefüttert.

1 „Gefällt mir“

Bitte kann mir wer erklären, warum es „Hacking Methode“ heißt? Das Wort „hacking“ verwirrt mich.

Um die Namensherkunft genau zu erklären, muss man ein bisschen ausholen. Vorneweg: das englische Wort „Hacking“ hat nichts mit dem deutschen (aufeinander ein-) „Hacken“ zu tun. :wink: :wink:
Vielmehr geht der Begriff auf eine ganz alte englische Bezeichnung (aus dem 16. Jh.) einer bestimmten Art von Kiste zurück, nämlich einer „hacking box“ oder auch einfach „hack“, die man ursprünglich in der Falknerei hergenommen hat. Es war gängige Praxis, Greifvögel in dieser im Gelände positionierten Box aufzuziehen und erst dann zu öffnen, wenn die Tiere die Flugfähigkeit erreicht haben. Außerdem hat man die dann frei fliegenden Vögel weiterhin gefüttert (…und die am geeignetsten erscheinenden Vögel wieder eingefangen, um sie als Beizvögel auszubilden).
Und weil sich diese Methode als sehr erfolgreich erwiesen hat, wird sie nun (etwas modifiziert) auch im Rahmen der Bartgeier-Freilassungen angewendet. Hier besteht allerdings der Unterschied, dass die Freilassungs-Nische offen ist und die Vögel jederzeit, nämlich zum (ihrer persönlichen Meinung nach) richtigen Zeitpunkt ausfliegen können.
Und prinzipiell ist die Methode der natürlichen Aufzucht durch Elterntiere auch gar nicht so fern, da die wichtigen Funktionen wie Schutz und Ernährung kontaktlos durch den Menschen übernommen werden und die Sozialisierung durch die gemeinsam ausgewilderten weiteren Jungvögel geschieht.

9 „Gefällt mir“

Danke. Für die super schnelle Antwort. Und die tolle Erklärung.

In diesem Forum bin ich ständig am lernen. Begeistert am lernen!

Die "Raub"tiere, die vor 100 und mehr Jahren ausgerottet wurden, müssen alle wieder kommen. Auch für ein natürliches Gleichgewicht.

3 „Gefällt mir“