Nach eingehenden Überlegungen und Beratung von anderen Wiederansiedlungsprojekten hat sich der Abstand der Futtergabe inzwischen auf etwa vier Tage eingependelt.
Einerseits muss man dem Hunger der Jungvögel, dem Schwund durch andere Aasfresser (wie z.B. dem Fuchs) und in heißen Perioden dem ausreichenden Nachschub an wasserreichen, frischen fleischhaltigen Knochenstücken Rechnung tragen, andererseits wollen wir den Kontakt und eine mögliche Verknüpfung von Nahrung und Mensch zum Schutz der Tiere natürlich so reduziert als möglich handhaben.
Aus logistischen Gründen bitten wir um Verständnis, dass wir nicht jede Fütterung exakt vorher bekannt geben können, dafür sind unterschiedliche organisatorische und logistische Gründe ausschlaggebend.
@LBV_Bartgeier_Team Ich habe eine Frage bezüglich der Fütterung. Dagmar befindet sich ja nun außerhalb der Nische. So wie ich das Sehe ist der Aufstieg zur Nische (wenn dort gefüttert wird) wohl in dem Bereich wo sich Dagmar jetzt aufhalten könnte. Es sind zwar nur ein paar Tage das Recka auch die Nische verlässt. Aber wie geht man vor ohne zu stören, wenn in der Nische gefüttert werden muss und sich gleichzeitig Dagmar im Bereich des Aufstiegs aufhält? Oder wird bei der nächsten Fütterung, nachdem ein Geier die Nische verlassen hat, bewusst mehr Futter ausgelegt um mehrere Tage zu überbrücken?
Hallo Uwe, momentan ist wirklich richtig Fingerspitzengefühl bei der Fütterung erforderlich. Grundsätzlich platzieren wir das Futter relativ großzügig sowohl außerhalb wie auch innerhalb der Nische da wir nicht wissen, ob wir beim nächsten Mal durch die Position der beiden überhaupt hinkommen. Es handelt sich aber nur um wenige Tage, in denen wir da Schwierigkeiten haben. Recka dürfte ja auch bald starten, dann wird nur noch draußen im Gelände ausgelegt. Und genau für diese jetzige sensible Phase haben wir aktuell wieder Unterstützung durch Michi Knollseisen aus Österreich. Der ist vor Ort und kennt das Verhalten und die Bedürfnisse von Bartgeiern wie kaum ein zweiter in Mitteleuropa. Auf seine jeweilige Einschätzung können wir uns voll und ganz verlassen.
@ToniWegscheider Hallo Toni, danke auch wiedermal für diese Info, die einem nochmal zeigt, was alles so im Hintergrund abläuft. Ihr seid bestens vorbereitet auch bezüglich der Unterstützung von Michi Knolleisen. Es bleibt interessant und spannend!
das Thema passt jetzt irgendwie am ehesten für meine Frage: @LBV_Bartgeier_Team :Nachdem Recka noch nicht den Erstflug absolvierte, werdet ihr nochmals Futter in die Nische bringen? Einen indirekten Zwang zum Ausfliegen, weil kein Futter mehr da ist, werdet ihr ja sicher nicht anwenden. Oder liegt noch genügend Futter für Recka im Nischenbereich?
Dagmar kann sich ja mittlerweile an anderer Stelle versorgen.
Das hab ich mich auch schon gefragt, danke Irene, die Dagmar ist ja öfter Mal zu Besuch und frisst durchaus mit und dann war ja noch unser „junger Freund“ der Steinadler, der auch mit gefressen hat. Aber offensichtlich finden sie bisher noch was in der Nische.
Hallo Irene, wir werden Recka keinesfalls aushungern zum sie zum Fliegen zu bewegen. Ein bisschen Futter liegt noch in der Nische, wir werden aber bei passender Gelegenheit noch einmal was reinwerfen - so lange bis sie selbst beschließt, einen der außerhalb gelegenen Plätze anzufliegen.
@LBV_Bartgeier_Team Ich habe nochmal drei Fragen bezüglich der Fütterungen, konnte darüber noch nichts nachlesen, bzw. finden. Die erste Frage, richtet sich die Menge der Auslegung nach dem Alter der Vögel, oder bleibt diese immer gleich? Die zweite Frage, gibt es einen Zeitpunkt, an dem man bewusst weniger Futter auslegt um die „Selbstsuche“ zu „aktiveren“? Die Dritte, ab welchem Zeitpunkt wird die Fütterung eingestellt?
Servus Uwe,
Klar gern, Danke für dein Interesse.
Zu deinen Fragen:
Die Futtergabe sollte einfach immer so groß sein, dass kein Engpass entsteht, solange sie noch darauf angewiesen sind. In der Natur würden sie ja jetzt auch noch aktiv von den Eltern versorgt bzw. zur Nahrung geführt. Derzeit benötigen sie auch noch deutlich mehr Nahrung als adulte Tiere, tw. gut 500g pro Tag. Einzig der Fleischanteil wird nach und nach reduziert und schwieriger zu verspeisende Bestandteile wie Häupter und ganze Läufe werden später ausgebracht.
und 3. Nein, die Abnabelung geschieht dadurch, dass sie ihren Radius erweitern und selbstständig immer mehr natürliche Futterquellen aufspüren. Irgendwann werden die Phasen des Ausbleibens immer länger, bis sie dann gar nicht mehr in den Bereich der Auswilderungsnische zurückkommen. Erst dann werden wir die Futtergaben stoppen. Sollten sie nach Wochen doch einmal wieder vorbeischauen, dann würden immer noch einige Knochen, mit denen sonst niemand mehr etwas anfangen kann, herumliegen.
Hallo Uwe,
es gibt umfangreiche Studien zur Mortalität von Wildtieren von denen ich einige in der Machbarkeitsstudie zur Wiederansiedlung des Bartgeiers ausgewertet habe.
Grundsätzlich ist der Winter natürlich für alle Wildtiere die harte Jahreszeit in der weit mehr Individuen umkommen als unter sommerlichen Bedingungen. So sterben ca. 50% aller Gamskitze im ersten Winter an Lawinen, Hunger, Krankheit, Absturz etc. In einem Untersuchungsgebiet war in einem schweren Winter die Todesrate von älteren Gamsgeißen 100%! Daher brüten die Bartgeier ja im Winter damit die Jungen im Frühjahr durch Aas aus Lawinenkegeln gefüttert werden können. Da Knochen monatelang mit nur geringem Verlust an Nährwert herumliegen können, ist später im Jahr die Nutzung von Kadavern/Gerippen aus dem Vorwinter noch eine sinnvoller Strategie. Hinzu kommen die sommerlichen Totgeburten, Abstürze und sonstige Opfer des Lebens in den Bergen. Letztlich kann man sagen, dass Nahrung für Bartgeier in den Ostalpen keinen limitierenden Faktor darstellt. Bei den riesigen Streifgebieten dieser Vögel findet sich immer irgendwo ein totes Tier, das „entsorgt“ werden kann. V.a. nachdem das Skelett einer ausgewachsenen Gams einen Bartgeier ca. drei Wochen lang ernähren kann - so kalorienreich sind Knochen.
@ToniWegscheider Hallo Toni. Das ist mal wieder eine sehr interessante, aufschlussreiche Antwort zu später Stunde. Danke dafür, auch für den Link!
P.S. Bzgl. „im Winter brüten“… musste ich an den Fichtenkreuzschnabel denken.
Mich würde interessieren wie weit berücksichtigt wird dass der Fuchs mit durchgefuettert wird. Wie es aussieht kommt er jede Nacht. Kann es vorkommen dass bei Futtermangel der kleinere von beiden benachteiligt wird?
Nur so eine Idee:
Möglicherweise sollte man für den Fuchs unten, wo er der Zaun offen ist und er sich anschleicht, alle paar Tage extra etwas für ihn passendes auslegen? Ein Verkehrsopfer vielleicht, einen Hasen oder eine Katze? Die könnte er dann in seinen Bau zerren und bräuchte gar nicht erst hoch zu den Geiern.
Dann gewöhnt er sich auch nicht so an das Häppchen einsammeln.