Gibt es Tiere, die Dagmar & Recka gefährlich werden können?

Hallo in die Runde! Etwas verspätet kommt nun ein kleiner Antwort-Rundumschlag :wink:

Prinzipiell steht bei keinem Beutegreifer der Bartgeier auf dem Speiseplan. Bedingt kann man die Aussage, dass der Bartgeier keine natürlichen Feinde habe, also so stehen lassen. Trotzdem besteht eine Konkurrenzbeziehung um Futter und Territorium zu anderen Tieren. Besonders der Steinadler, aber auch Kolkraben beispielsweise, können in diesem Fall zu ungemütlichen Gesellen werden, wie unsere beiden Geier im letzten Jahr unmissverständlich zu spüren bekamen.
Bei dem Fuchs ist es so eine Sache. In freier Wildbahn dürften sich Bartgeier und Füchse nicht in die Quere kommen, denn im schlimmsten Fall fliegt der Geier halt einfach weg, wenn ihm das Pelztier zu nahe kommt, um auch einen Happen vom Aas abzubekommen (und an natürliche Horste kommt ein Fuchs in der Regel gar nicht heran). Bei Wiederansiedlungsprojekten könnte sich ein Fuchs auf an immer gleichen Stellen ausgelegtes Futter konditionieren und dann im Zweifelsfall ungemütlich werden, wenn ihm die Geier „sein“ Futter wegfressen. Aber auch dafür ist das Monitoring-Team zur Stelle und beobachtet die Entwicklungen ganz genau.
Davon, dass der Wolf in die Nische sparziert, gehen wir eigentlich nicht aus. Sollte sich dieser allerdings im Nationalpark-Gebiet ankündigen, dann lässt sich die Nische für alle Fälle mit einem wolfssicheren Zaun „abdichten“. Der Wolf ist aber übrigens interessanterweise nicht nur als Gegner zu betrachten. Dass Geier ihre ab und an wahnwitzig erscheinende Reise gen Norden (von Bartgeier Eglazines wiederholter Reise in die Niederlande habt ihr ja vielleicht mitbekommen) überhaupt überleben, liegt unter anderem auch an den dortigen Wolfsvorkommen, da diese die nötige Nahrungsgrundlage durch Schalenwild-Risse schaffen und den Geiern damit immens in die Karten spielen.
Und zum Thema Bär gibt es anbei noch etwas Anschauungsmaterial: Die Karte zeigt das ungefähre Bären-Vorkommen in Europa (hellblau: sporadisches Vorkommen, dunkelblau: permanentes Vorkommen; die orangenen Linien stellen Grenzen zwischen verschiedenen Populationen dar und die eingetragenen Ziffern beziehen sich auf den Text des wiss. Artikels, dem ich die Karte entnommen habe). Etwas klein, aber hoffentlich gut genug zu erkennen ist, dass es Populationen im Trentino und davon sporadische Besuche in der Südost-Schweiz gibt. Diese Bären haben es dann nicht mehr all zu weit bis nach Garmisch @Uwe. Bären sind allerdings eher gemütlichere Streckenwanderer und legen am Tag höchstens 40 km zurück. Sollte sich ein Bär also dem Nationalpark nähern (was bei weitem nicht so wahrscheinlich ist, wie die pelzigen Besuche im Allgäu), bekommen wir das höchstwahrscheinlich mit genügend Vorlaufzeit mit und stellen dann ein Honigtöpchen bereit, damit Dagmar und Recka in Ruhe streiten können :wink: :wink:

grafik

Quelle der Grafik: Chapron, G., Kaczensky, P., Linnell, J. D. C., von Arx, M., Huber, D., Andrén, H., … Anders, O. (2014). Recovery of large carnivores in Europe’s modern human-dominated landscapes. Science, 346(6216), 1517–1519. doi:10.1126/science.1257553

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