Ich hätte eine Frage, die mir sicher jemand von euch beantworten kann: Wie sind eigentlich die Kriterien für die Zuteilung eines Bartgeierkükens für die jährliche Auswilderung? Wer bzw. welche Institution entscheidet, von welcher Zuchtstation ein Küken zur Auswilderung zugeteilt wird. Gibt es hier einen fixen Plan bzw. wie läuft das Ganze ab?
Ich denke, diese spezielle Frage sollten Toni oder David beantworten, liebe @chrissi .
Stell doch deine Frage nochmal in der Kategorie „Bartgeier allgemein …“ mit direktem Bezug ein.
Vielen Dank lb. Karin und noch einen schönen Sonntag
Da es nur noch wenige Bartgeier in den Alpen gab, wurde die genetische Basis immer schmaler. Dies bedeutet: Höhere Anfälligkeit für Krankheiten.
Um die genetische Basis der Bartgeier zu verbreitern, wurde eine Gen-Datenbank der Bartgeier aufgebaut. Ziel ist es, möglichst frische Gene in die Population zu bringen. Dies ist wohl das Haupt-Kriterium für die Auswahl der Küken für die Auswilderung.
Zitat:
Die genetische Datenbank wird seit 1998 von der Stiftung Pro Bartgeier geführt. In der Datenbank sind alle ausgewilderten Bartgeier, zahlreiche wildgeschlüpfte Junggeier sowie Bartgeier aus den Pyrenäen und von Korsika gespeichert. Diese Daten helfen nicht nur bei der Identifikation nicht markierter Tiere, sondern sind auch ein entscheidendes Element, um den populations-genetischen Zustand des wiederangesiedelten Bestandes beurteilen zu können.
https://www.bartgeier.ch/news/dank-genetik-ausreisser-erkannt
Vielen Dank Karl für deine Antwort und den interessanten Artikel der SPB. Vielleicht habe ich meine Frage ein wenig ungeschickt gestellt, denn mir ging es eher darum zu wissen, wer bzw. welche Institution darüber entscheidet, welches Bartgeierküken zum Beispiel Berchtesgaden heuer von welcher Zuchtstation (zB Haringsee) für die Auswilderung zugesprochen erhält. Trotzdem aber danke für deine Mühe.
Ich glaube der VCF koordiniert das alles und führt vermutlich auch eine Art ‚Zuchtbuch‘ für die (Bart-)Geier. Damit soll auch ein genetischer Flaschenhals vermieden werden. Da z.B. von Masha und Hans mehrere Nachkommen ausgewildert wurden, hat man Goldy / Arthur zur Zucht behalten. Ich glaube, dass die Küken zur Auswilderung auch anhand der Genetik ausgesucht werden - um eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb der Population zu erhalten. Je gesünder diese Population ist, umso größer sind auch die Überlebenschancen. In einigen Berichten klang ja an, dass das verspätete Ausbilden des Gefieders der Jungvögel darauf zurückzuführen sein könnte. So kam ja auch der noch sehr junge Mukl zur Auswilderung in die Halsgrube. Er war dafür eigentlich nicht vorgesehen. Der prädestinierte Jungvogel hatte glaube ich trotz des richtigen Alters noch ein nicht genug ausgebildetes Gefieder.
https://4vultures.org/our-work/reintroduction-and-restocking/bearded-vulture-to-the-alps/
Aber das können unsere beiden Experten Toni und David glaube ich besser erklären.
Danke auch dir lb. Ina. Ich vermute auch, dass das alles über den VCF koordiniert und zugeteilt wird. Allerdings Genaues weiß ich eben auch nicht.
Hi chrissi, bei Themen und Fragen die gerade die Bartgeier betreffen kannst du gern ein neue Thema aufmachen, sonst geht es im Off-Topic Bereich unter. Das @LBV_Bartgeier_Team kann hier antworten
EDIT: ich hab grad erst gesehen dass du das auch hast! Zu spät gesehen, aber ich denke so passts auch
Hallo liebe Nicole, vielen Dank für deine Hilfe. Ich habe gestern bereits auf Karins (Katinkas) Rat ein neues Thema unter der Kategorie Bartgeier Allgemein mit meiner Frage eingestellt. Ganz liebe Grüße Christine
Liebe Chrissi,
Ina T. hat das bereits genau dargelegt, hier also bloß noch ein paar zusätzliche Details: Die Auswahl über das „Schicksal“ jedes Bartgeierkükens liegt beim Leiter des Erhaltungszuchtprogramms, Dr. Alex Llopis Dell. Bei ihm laufen alle Informationen zu den Küken aus den verschiedenen Zoos und Zuchtzentren zusammen. Er verzeichnet für jedes Küken Daten wie Schlupftag, Geschlecht (soweit nach und nach durch Blutproben bekannt) und Genetik (über die Eltern sind bestimmte Linien vertreten). Er entscheidet welche Vögel im Zuchtprogramm bleiben um Todesfälle auszugleichen und wertvolle Genlinien zu erhalten. Die anderen Küken können auf die verschiedenen Freilassungsplätze verteilt werden. Jede Region hat dabei ein gewisses Zeitfenster wo sich aufgrund örtlicher Gegebenheiten die Auswilderungen besonders anbieten. In Spanien z.B. recht früh im Jahr da es sonst zu heiß wird, Berchtesgaden jeweils Ende Mai/Anfang Juni, und die Schweiz dann später da deren Nische im Hochgebirge sonst aufgrund der Altschneelage noch nicht zugänglich ist. Für den entsprechenden Zeitraum werden dann Küken gesucht die etwa gleich alt sind und deren Genetik in der geplanten Region noch nicht überrepräsentiert ist. Das Ganze ist also mit einem riesigen Aufwand verbunden, außerdem zieht sich der Schlupf einzelner Küken bis Anfang April hin. Wir erfahren daher immer erst Mitte April wo unsere Vögel herkommen und für welchen Zeitraum/Kalenderwoche Alex die Auswilderung empfehlen würde. LiGrü!
Toni hat das ganze ja schon ausführlich erläutert.
Ich möchte nur noch einmal bekräftigen, wie hochkomplex diese Arbeit ist und dass wir froh sind, dass jemand so kompetentes wie Alex Llopis Dell das Bartgeier-EEP leitet.
Er muss wirklich so viele Faktoren im Blick haben, das ist schon keine einfache Aufgabe.
VG!
Lieber @ToniWegscheider und @david.schuhwerk, ich möchte mich ganz herzlich bei euch für die ausführliche und so prompte Antwort bedanken. Genau das wollte ich wissen. In etwa habe ich mir das so vorgestellt, aber genau wusste ich natürlich nicht, wie das Ganze abläuft. Es ist unglaublich, welch wahnsinniger Aufwand hinter diesem gesamten Programm der Auswilderungen steht und wie das Ganze ineinandergreift. Jeder Einzelne, der damit befasst ist, hat meinen höchsten Respekt und jedes Bartgeierküken, das sich nach der Auswilderung in die Lüfte erhebt und seine große Reise antritt (oder auch für das weitere Zuchtprogramm erhalten bleiben soll) ist der Ausdruck des Dankes an Alle, die daran beteiligt sind, diese großartigen Vögel wieder zu etablieren. Ich bin schon sehr auf das 2025-er Küken gespannt. LG Christine