Bartgeier Vinzenz ist also im Rheinland unterwegs und wird vielleicht noch weiter in den Norden fliegen. Es kommt lt. NABU immer häufiger vor, dass junge Bartgeier in dieser Gegend anzutreffen sind. Mich würde interessieren woher kommt es, dass diese Tiere, deren Lebensraum doch eigentlich die Hochgebirgslandschaft ist, auf solche Abwege geraten. Ist es jugendliche Neugier auf fremde Gebiete, auch wenn sie dort nur wenig Nahrung finden?
Mein Erklärungsansatz: Wenn man die „Brückenbildung“ und den Austausch zwischen den Bartgeierpopulationen in verschiedenen Gebirgen betrachtet, geht es ohne die abenteuerlustigen Individuen, die sich auch mal ins Flachland wagen, nicht. Wenn nach der Reise übers Flachland allerdings kein weiteres Gebirge in Sicht ist, könnte es schwierig werden.
Flachland meine ich hier im Sinne von „kein Hochgebirge“. Vinzenz dürfte auf seiner Reise schon das eine oder andere Mittelgebirge gesehen haben.
Hier auch noch eine Frage für das @LBV_Bartgeier_Team
Grüße euch,
der Kommentar von Wurzel trifft den Kern schon ganz gut.
Es ist ganz normal und auch wichtig, dass Bartgeier große Entfernungen zurücklegen und neue Gebiete erkunden. Dadurch könnten neue Lebensräume erschlossen oder Kontakte zu anderen Populationen geknüpft werden.
Anhand des internationalen Bartgeiermonitorings sind es wohl so zwischen 5 und 10 % aller Jungvögel, die sich in solcherart ungeeignete Gebiete verirren.
Es gibt auch einige Muster, die dabei recht typisch sind: Am häufigsten handelt es sich um Jungvögel im zweiten Lebensjahr, die solche Reisen unternehmen. Außerdem betrifft dieses Verhalten sowohl Wildbruten, als auch ausgewilderte Vögel. Bei den Wildbruten ist die Herkunft (und Genetik) ebenso egal - das kommt in Andalusien, den Pyrenäen und bei der (wiederangesiedelten) Alpenpopulation vor.
Was allerdings noch nicht bekannt ist, warum die Reiserouten so häufig nach Norden verlaufen.
(Man muss sich das auch vor dem Hintergrund fragen, dass es ja im Osten Österreichs oder Italiens oder in Slowenien prinzipiell durchaus geeignete Lebensräume gibt - die Ausbreitungstendenzen dorthin sind aber deutlich seltener. Nepomuk war z.B. einer der wenigen, die tatsächlich nachgewiesenermaßen dort im Friaul und den Julischen Alpen unterwegs waren).
Es gibt Theorien, die annehmen, dass manchmal günstige Windströmungen ursächlich sein könnten oder dass die Jungtiere anderen Zugvögeln folgen. Meiner Ansicht nach kann das aber nicht alle Fälle erklären.
Es gibt hier - wie bei so vielen Dingen - wirklich noch Forschungsbedarf!
Im Zoo von Rotterdam gibt es eine Fütterung für Gänsegeier, die auch von sehr weit her kommen, weil sie den Platz kennen. Vielleicht ist Vinz einfach den GG von der Zugspitze oder auch anderen ziehenden Greifvögeln nachgeflogen und hat dabei mit die günstige Luftströmung genutzt?
Jetzt leider erst gelesen @markusleitner aber das wäre tatsächlich eine sehr gute Erklärung… irgendwas muss es gewesen sein.
Hauptsache es geht ihm gut und er kommt wieder gesund zurück
Sind solche Fütterungen in Gegenden, die für Geier nicht typisch oder sogar ungeeignet sind, denn sinnvoll oder kontraproduktiv?