In Zusammenhang mit dem Bericht von Toni Wegscheider über seinen Besuch in Vercors ( Link) hat sich ein Nebenaspekt ergeben, den wir in diesem Thema aufgreifen.
Im Nationalpark Berchtesgaden gibt es ja auch Untersuchungen an Kadavern von Tieren. Ist es vorstellbar, dass z.B. ein Weiderind/Schaf, was im Nationalpark verendet ist, auch liegen zu lassen?
Ich bild mir ein, dass das nicht nur in Deutschland gar verboten ist? Muß hier nicht die Landschaft dauernd ausgeräumt sein, was Kadaver betrifft?
Dazu habe ich zwei Links gefunden - einmal aus 2022
und einmal was vom Nationalpark Berchtesgaden direkt, das müsste aus 2024 sein:
https://www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de/infostellen/einrichtungen/aasoekologie/index.htm
Guten Morgen @Uwe und @Peggy ,
Das Verbot (im Rahmen einer EU-Verordnung) - das für massive Probleme vor allem für die zahlreichen Aasfresser in SW-Europa sorgte - ist inzwischen glücklicherweise aufgehoben und seit 2011 durch eine neue VO ersetzt, so dass jetzt eigentlich auch das Belassen bzw. Ausbringen von Nutztierarten gestattet ist.
In Bayern muss dafür der zuständige Amtsveterinär der Landratsämter entscheiden, ob es problematisch wäre oder nicht (z.B. aufgrund Seuchengefahr oder Wasserschutz), aber leider wird das unseren Erkenntnissen nach viel zu wenig umgesetzt.
Dabei wären gerade im Gebirgsraum viele der zwangsläufig erfolgenden Todesfälle des aufgetriebenen Almviehs durch Naturgefahren völlig unproblematisch zum Belassen in abgelegenen Bereichen und man würde sich teure und umweltbelastende Bergungsaktionen sparen.
Diese Regelung gilt nach Infos der NPV auch für die Flächen des Nationalparks.
Hier noch ein sehr interessanter und informativer Artikel zum Thema Aasökologie:
https://www.spektrum.de/news/kadaveroekologie-der-wald-braucht-mehr-kadaver/2012221
Guten Morgen @David,
danke für die Info auch für den sehr interessanten Bericht/Link. Vielleicht tut sich ja mehr, wenn der erste Bartgeier im Nationalpark heimisch wird. Schönes Wochenende.
Danke @david.schuhwerk für Deine Antwort. So erklärt sich mir auch, warum es gerade in Bayern zum Thema Aas so wenig getan wird, bzw. es wird sich ja so dagegen gesträubt (hört man hin und wieder mal in den Medien).
„Kadaver für den Wald“ …
https://www.youtube.com/watch?v=bzQoaeERkXg
ah sogar von „Gut zu Wissen“…leider gucken solche Sendungen die „richtigen“ Leut wohl nicht.
Ich weiß nicht wie das in NRW geregelt ist. Da ich oft in der Natur unterwegs bin sehe ich sehr selten , aber doch ab und an mal ein verendetes Tier. Auch ohne Geier ist da bis auf Knochen in kurzer Zeit nicht mehr viel übrig- Ich denke die Natur findet ihren Weg. Irgendwann werden dann auch die Knochen vielleicht verschleppt. Bei uns gibt es Geier leider nur zu Besuch. Ob da Wölfe am Werk sind? Davon gibt es nun wieder einige Tiere bei uns und das ist zur Regulation der Populationen sicher gut.
Hallo @TinaNRW,
hier ist ein Beitrag vom Regionalforstamt Soest-Sauerland. Der verendete Rehbock wurde über 4 Wochen mit einer Wildkamera überwacht.
https://kurier.at/wissen/wissenschaft/tote-tiere-beleben-das-oekosystem/400734180?sp_amp_linker=1*1fvz7xa*amp_id*dzE5NVdYNmNXdGp3a0dScDFEWHV1MzN1T2RRWjJ5cGNBUG9WN3RTbFNxcjNYNVEyVkFnVEJOTUhjeU1yeGFxRw..&_gl=1*1ltu7ge*_ga*M0EzYl9ObkZsdjBnUldkS09IYlh0YlppeFMyRU40YTJBVXd1U0VBYk9sSnRKQUEyYlZKdThRbzVYS1FXNWhuZg…
Passend zum Thema hier noch etwas aus Österreich.
Kadaver sind die beste Düngung
Das ist vielleicht auch noch ganz interessant
Danke @Uwe und @chrissi . Genau so stelle ich mir das vor. Werde und Vergehen brauchen einander und nicht die Müllabfur.
Ich hatte letzts Jahr einen Link zu einem Film über ein Projekt in Frankreich (war es glaube ich) ins Forum gestellt. Dort hatte man extra Areale eingerichtet, auf denen die Bauern ihr verendetes Vieh für die Bartgeier ablegen konnten. Leider finde ich bei so vielen Beiträgen meinen Kommentar nicht mehr. Der Film war sehr interessant. Leider auch dort viele Personen, die Bartgeier anfeindeten.
@Uwe habe meinen Kommentar gefunden https://forum.lbv.de/t/plauderecke-teil-3/6516/802?u=melanie
„(…) Arte-Doku „Leben mit den Bartgeiern“ angezeigt. Aber ich nehme an, unter den ganz harten Bartgeierfan ist die Doku schon bekannt (Lückenschließung Pyrenäen und Alpen, erste natürliche Tierkardaverbeseitigungsanlage).“
Auch hier geht es um die Verwertung von toten Nutztieren durch Geier, eine GEO-Reportage
Die Geier sind zurück
Es gibt einen neuen Themenweg über die Aasökologie, vom Klausbachhaus zur Halsalm.
https://www.facebook.com/share/r/hjq3bRbfQrbSAsEN/?mibextid=WC7FNe
STERBEN IM WALD – Der Wert von Aas für das Ökosystem Nationalpark Berchtesgaden
Aus unserer Wintervortragsreihe 2022
Der Kadaverökologe Dr. Christian von Hoermann unternimmt mit Ihnen einen Ausflug in die überraschend belebte Welt am toten Wildtierkadaver. Beleuchtet wird dabei der Wert eines Tierkadavers für die Biodiversität. Im Vortrag werden praktische Anwendungsgebiete im Bereich der forensischen Insektenkunde und der Auffindung von Schwarzwildkadavern mit Hilfe von Drohnen vorgestellt. Dr. von Hoermann berichtet in anschaulichen Bildern von seiner kadaverökologischen Forschungstätigkeit im Nationalpark Bayerischer Wald.
Donnerstag, 07. April 2022
Tendenziell fehlt bei uns in Bayern im Vergleich zu anderen Berg-Regionen mit vielen Weidetieren (Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien) Aas, so dass es große Beutegreifer und Aasfresser wie Steinadler und Bartgeier vor allem im Winter schwerer haben. Wiederholt milde Winter ohne viel Fallwild und Hunger-/Kälte-Tote verschärfen das Problem, außer besonders günstige Faktoren wirken entgegen, wie beispielsweise die Schonzeit-Aufhebungsgebiete der BaySF, wo ganzjährig ein Jagdbetrieb stattfindet und immer irgendwo Aufbruch rumliegt, den die Vögel dankbar annehmen. Man sieht deutlich, wie Steinadler-Revierpaare genau in diesen Gebieten nördlich des Nationalparks Berchtesgaden wiederholt brüten, weil sie im Winter nicht hungern, während im Nationalpark überhaupt kein Brut-Versuch gestartet oder frühzeitig abgebrochen wird: https://www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de/forschung/monitoring/steinadler/index.htm Insbesondere die Adler in reinen Murmeltier-Reviere wären im Winter auf Fallwild angewiesen und hungern dann, wenn sie nur mit Raufußhühnern oder kleineren Tieren kompensieren können; und ein Adler, der im Winter hungert, brütet im Frühjahr auch nicht.
Damit der Bartgeier langfristig bei uns auch brütet und sich niederlässt, müssten entweder große Beutegreifer wie Wolf und Bär territorial präsent sein und die Nahrungsketten mit Rissen bei Steinbock, Rothirsch, Gams und Reh nach unten öffnen, oder man müsste ähnlich wie in den BaySF-Schonzeitaufhebungsgebieten jede Woche was schießen und liegen lassen, wenn die Winter weiterhin so mild und kurz bleiden und im Verhältnis wenig durch die Witterung und Lawinen eingeht.