Webcam: Kleine Hufeisennase 2025

Hallo Tabea, wir unterscheiden uns da wenig von den Hufis, auch wir mögen es warm. Der sogenannte thermoneutrale Bereich (das ist die Temperatur, wo sie keine zusätzliche Energie verbrauchen, um sich auf Normaltemperatur zu halten) liegt bei den Hufis und ähnlich großen Tieren bei etwa 34 Grad. Bei uns Menschen liegt dieser Bereich bei etwa 30 Grad. Das denkt man erstmal nicht. Aber stell Dir vor, Du liegst (das entspricht dem Hängen der Hufis) nackt in einem Raum von etwa 26 Grad und bewegst Dich nicht (also wie wenn Du nachts ohne Decke auf dem Bett liegst). Da würdest Du bald zu frösteln anfangen. Was für uns die Nacht ist, ist für die Fledermäuse der Tag. Da sie keine Zudecke haben, brauchen sie es warm oder sie gehen in Kälteschlaf. Dieser würde aber die Embryonalentwicklung stark verzögern und die Jungen zu spät zu Welt kommen. Darum müssen sich die werdenen Mütter warm halten, indem sie clustern, also sich eng zusammenkuscheln.
Wir Menschen haben ja fast immer Kleidung an, die als Isolierung dient und halten uns dabei auch noch meist in beheizten Räumen auf. Und wir bewegen uns dabei fast immer etwas, was eben Wärme erzeugt. In der Nacht, wo wir ruhen, brauchen wir schon eine warme Zudecke.
Nun noch zu den Kleinen Hufis: die lassen im Quartier ihre Körpertemperatur oft auf etwa 25 Grad abfallen. Da brauchen sie weniger Energie, können aber gerade noch fliegen (und einem Feind entkommen). Im Tagesquartier kuscheln Kleine Hufimütter nur ausnahmsweise, wenn es ziemlich kalt wird. Die Kleinen Hufis bekommen ihre Jungen daher etwa 4 Wochen später (Anfang Juli) wie die Großen Hufis. Sie haben also eine etwas andere Strategie der Temperaturhaushalts. Das zu erklären würde aber wieder mehrere Seiten füllen. Das findet man aber in Büchern zur Physiologie von Säugern und Fledermäusen, wenn man das mal genauer verstehen will. Für die Hufis werde ich das mal zusammenfassen, dass es hier auf einer Infoseite gelesen werden kann… Servus derweil, Rudi

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Danke Rudi, vielen Dank! Ich freue mich, dass du dir noch so viel Zeit genommen hast!!!
Ich bin ganz fasziniert. :slightly_smiling_face: Danke für den Tipp, wo ich weiterlesen kann. Wenn du ein Buch empfehlen kannst, dann gerne. Will mich noch weiter darin vertiefen.
Grüße, Tabea

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Gerade scheinen drei Tiere in der Räucherkammer zu hängen. Muss mal wieder öfters vorbeischauen, was hier so los ist. Danke an Rudi für die Infos.

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Hallo @Watching_Birds, heute Morgen waren es sieben. Und eben ( 20.56 Uhr) flog eine vierte Hufi umher.

@Fledermaus-Rudi
Wie schön, dass du uns die Kleine Hufi so nah hergeholt hast!
Es ist Vergnügen ihr zuzusehen! Da geht mir das Herz auf….
DANKE!
20.30 Uhr: Und jetzt ist Ruhe angesagt… :slightly_smiling_face:

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Hallo Tabea, ja ich habe grad kurz gezoomt, aber auf einer anderen Kamera. Das muss dann Martin gewesen sein. Jetzt hab ich aber gleich noch reingeschaut und die Hufis in der Räucherkammer entdeckt. Die Geschicklichkeit und das sichere Festhalten an kleinsten rauen Stellen ist immer wieder beeindruckend. Auf Nachwuchs müssen wir bei den Kleinen Hufis noch etwa 2 -3 Wochen warten. Sie sind immer etwa 4 Wochen später dran wie die Großen Hufis. Und hoffentlich tauchen dort nicht auch noch irgendwelche Räuber auf wie bei den Großen Hufis. Bei den so wenigen Kleinen Hufis wäre das verheerend und womöglich das Ende der winzigen übriggebliebenen Population der Frankenalb. Servus derweil, Rudi

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Lieber Rudi,
wir alle sind schon ganz gespannt auf den Nachwuchs. Hoffen wir, dass Eure Maßnahmen erfolgreich verlaufen und die kleinen geschützt sind. Ihr macht das wirklich sehr toll :hugs:

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Hoi Rudi, ich war so hingerissen von der Kleinen Hufi, dass ich nicht mal nen Screenshot gemacht habe. :smiling_face_with_three_hearts:
Ich hoffe natürlich nur das Beste für diese kleine Population! Was meinst du wie viel Nachwuchs zu erwarten ist? Es sind doch überwiegend Männchen, wenn ich das richtig erinnere.

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19.06., 7.30Uhr:

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So schön, dass wir sie in Großaufnahme sehen können. Vielen herzlichen Dank!!!

@Fledermaus-Rudi, du hattest mal erwähnt, dass es Mutter und Tochter sind? Richtig?

Und dann noch eine Frage: ich habe gelesen, dass die Krallen der Fledermäuse beim Hängen
irgendwie „einrasten“ und so das Hängen kein Kraftaufwand darstellt (passives Hängen?). Geschieht das automatisch, wenn sie sich festhalten und mit dem Kopf nach unten hängen? Oder gibt es da einen „Trick“ (vielleicht besondere Haltung der Beine…)? Denn so wie ich es beobachte, hängen die Kleinen Hufis immer an derselben Stelle, während die Großen Hufis sich ja auch bewegen und verschiedene Plätze einnehmen. Gibt es da einen Unterschied im „Mechanismus“?
HG, Tabea

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Hallo Tabea, die restlichen Überlebenden der Kleinen Hufeisennasen teilen sich derzeit auf drei winzige Kolonien auf. Dieses Jahr wurden in allen drei Kolonien jeweils 9 Hufis beobachtet, wobei in einer davon womöglich bis zu 11 Tiere da sind. Die übertagen aber auch regelmäßig in einem nahegelegenen Keller und es waren dieses Jahr noch nie alle Tiere im Dachboden. Im Banzerhaus sind die Webcams. Leider besteht dies Kolonie fast nur aus Männchen. 2022, 2023 und 2024 hat jeweils nur ein Weibchen jeweils ein Junges geboren. 2022 war das Junge wieder ein Männchen. 2023 ein Weibchen und vermutlich 2024 auch. Es gab dann ab 2024 zwei Kuschel-Hufis und auch 2025 kann man die immer wieder sehen. Das ist natürlich tragisch, dass hier nur 1-2 Weibchen sind. Damit ist die Vermehrungsrate äußerst beschränkt. Mit dem Tod des Weibchens (was einfach passieren kann) ist die Kolonie dem baldigen Ende geweiht. Bei den anderen beiden Kolonien sollten es nach den Rufaufnahmen (Kleine Hufi-Weibchen rufen etwas höher wie die Männchen) überwiegend Weibchen sein. Aber leider hatten diese beiden Kolonien letztes Jahr auch nur jeweils 2 Junge zum Aufliegen gebracht. Steigert sich diese geringe Reproduktionsrate der drei Kolonien nicht, werden sie bald aussterben. Vermutlich ist der Großteil der Tiere schon überaltert und darum wenig reproduktiv. Sollten 2025 wieder nicht mehr Junge geboren werden, dann dürften die Jahre der letzten Überlebenden der ehemals großen Frankenalb-Population gezählt sein. Unsere Hoffnungen liegen also ganz stark auf diesem Jahr und darum versuchen wir auch alle Ungunst-Faktoren, v.a. die Prädatoren, von den Kleinen Hufis fernzuhalten. Und das ist leider alles andere als einfach. V.a. Martin hält dort in der Region seit Wochen die Stellung und optimiert fast jede Nacht etwas an den Quartieren. Er zeigt hier einen fast übermenschlichen Einsatz!
So, nun noch die Beantwortung Deiner Fragen, Tabea: ja, das dürften Mutter und Tochter sein, die so miteinander kuscheln. Wenn es die Tochter vom Jahr 2023 ist, könnte diese heuer auch ein Junges bekommen. Es kann aber auch sein, dass die Mutter inzwischen gestorben ist, und es die beiden Schwestern sind, die 2023 und 2024 geboren wurden. Dann dürfte nur ein Junges zu Welt kommen. Nur in Südeuropa gebären manche Weibchen schon im zweiten Lebensjahr.
Kraftloses Einhaken: an den Zehen der Fledermäuse setzen Sehnen an, die durch eine Öse im Bereich des Fußgelenks laufen. Durch das Eigengewicht der Fledermaus werden diese Zehen dann von alleine angezogen, so dass die Fledermauszehen sich ohne Muskelkraft zusammenziehen. So lässt sich das zumindest vereinfacht darstellen. Solche physiologischen Vorgänge sind aber natürlich viel komplexer.
Große und Kleine Hufis sind in ihrem Verhalten doch ziemlich verschieden. Grundsätzlich können sich Kleine Hufis auch „bewegen“, also an andere Stellen hangeln. Aber sie machen es oft seltener, was auch an den Strukturen des Hangplatzes liegen kann. Mit kleineren Beinen kann man halt auch keine großen „Schritte“ machen. Wenn der nächste „Hanggriff“ zu weit weg ist, macht man ihn auch nicht. Dadurch erklärt sich das geringere Bewegungsmuster der Kleinen Hufis etwas. Servus, Rudi

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Babyalarm!!!


Soooo schön!!!

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Oh wie schön. :heart_eyes:
Glückwunsch

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@Biggi_FHKF , herzlich willkommen und viel Freude mit den Beiträgen.

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@Fledermaus-Rudi, nachdem ich bei den Großen Hufis die Geburten versäumt habe, konnte ich es jetzt live miterleben, von den ersten Wehen an sozusagen. Mein PC lief heiß vor lauter Screenshots. Und für alle, die es nicht gesehen haben, hier ein kleiner Auszug:











Ich glaube, hier frisst die Kleine Hufi die Nachgeburt.

Ein Herzliches Willkommen Kleines Hufi-Baby!!!

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Wunderschön, dann brauch ich das ja gar nicht mehr kund tun, weil Du, Tabea, es live mitbekommen hast und auch ein schönes Foto machen konntest. - Das war sogar für mich die sensationellste Geburt, die ich bisher miterlebt habe. Martin hatte registriert, dass es in der Räucherkammer nun heiß wird und mich gebeten die Steuerung zu übernehmen, weil er los musste. Aber die Geburt hat ihn dann doch festgehalten. So etwas live mitzubekommen, ist einfach was Einzigartiges. Interessant war für mich, dass das Baby zeitweilig an der Nabelschnur baumelte. Nach wenigen Minuten hat es dann aber angefangen sich an der Mutter festzuhalten. Ebenso interessant war, dass das Baby, nachdem die Mutter die Vorderseite trockengeleckt hatte, aktiv sich mit dem Rücken zum Mund und der Zunge der Mutter gedreht hat, damit diese die Rückseite ebenso trocken lecken konnte. Nun werden gerade nochmal alle Körperstellen des Kleinen sauber geleckt… - Mal sehen, ob sich in den nächsten Tagen hier nochmal was tut. Das wäre sehr erfreulich, wenn hier mal ein zweites Junges geboren würde. - So, jetzt hast Du auch noch ein paar schöne Fotos eingestellt, Tabea, für Alle, die das nicht mitbekommen haben, Danke! Servus derweil, Rudi

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@tabea , mein erstes mal von den großen Hufnasen zu den kleinen. Ich muss mehr Zeit einplanen um beide unterzubringen .Und dann noch solche Screenshots, danke dir. :bouquet: . So beeindruckend :smiling_face_with_three_hearts:

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Tabea, das ist ja :+1:großartig. Danke für die Bilder, die du mit uns teilst.

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Hallo Tabea, hier noch schnell die Antworten auf Deine Fragen: bei den Kleinen Hufis ist es auch zum Ende der Schwangerschaft sehr schwer zu erkennen sind, ob sie tatsächlich ein Baby im Bauch haben. Kleine Hufis sehen grundsätzlich wie runde Flauschebällchen aus. Das relativ lange Fell lässt weniger Körperkonturen sehen. Und dann sind die Jungen der Kleinen Hufis auch noch sehr klein, nach meinem Eindruck verhältnismäßig deutlich kleiner wie der Babys der Großen Hufis. Man sieht immer wieder eine kugelrunde Kleine Hufi und meint, die könnte schwanger sein. Dann streckt sie sich mal und dabei kommt dann der Penis zum Vorschein und es ist leider nur ein dickes Männchen :wink:
Das Buch und seine Autoren kenne ich natürlich bestens. Martin Straube hatte mich eigentlich gebeten in dem Buch einen kurzen Beitrag zur Großen Hufeisennase zu schreiben. Aber ich hab das versäumt, weil ich einfach zu viel anderes zu tun hatte… Von Martin Straube gibt es noch ein anderes tolles Fledermausbuch: Falsche Vampire und Fliegende Hunde. Wenn man Fledermäuse richtig verstehen will, ist das das beste Buch dafür.
Die Kleine Hufeisennase nimmt tatsächlich in ihren mitteleuropäischen Vorkommensgebieten zu und breitet sich hier auch aus. Dass es in diesen Gebieten so aufwärts geht, liegt v.a. daran, dass die Restpopulationen insgesamt größer waren und dass hier entsprechende Hilfsprogramme früh genug eingesetzt wurden.
Warum ist das Comeback der Kleinen Hufeisennase nun aber in der Frankenalb so schwer? Ganz einfach: man dachte eigentlich sie ist hier schon ganz ausgestorben. Aber es wurden dann doch wieder einzelne Tiere im Winterquartier gefunden. Daraufhin fand man über Telemetrie 2014, 2015 und 2023 insgesamt 4 kleine Wochenstuben. Eine davon wurde leider vom Marder zerstört, so dass es nur mehr 3 sind. Diese drei sind aber so klein und die Quartiere nicht so optimal, dass es schnell mal nach oben gehen könnte. Möglicherweise sind sie aufgrund der langen Zeit der winzigen Population genetisch schon sehr eingeschränkt und es herrscht eine Inzucht-Depression. Dann kamen noch ein paar kalte Frühjahre dazu (2021, 2022 und 2023 war der April jeweils deutlich kälter als das langjährige Mittel), die dazu führten, dass die Weibchen im Frühjahr nicht in eine ausreichende Fitness kamen, um ein Junges auszutragen und zu gebären. Also: sehr kleine Restpopulation, keine wirklich guten Quartiere (beschränktes Angebot guter Hangplätze, hoher Prädationsdruck) und eine ungünstige Serie von kalten Frühjahren, haben dazu geführt, dass dieses kleine Restvorkommen in der Fränkischen Schweiz leider die letzten Jahre noch kleiner wurde. Unsere Maßnahmen kommen womöglich zu spät, aber hoffen wir trotzdem, dass wir es noch schaffen. Ein Zuwanderung aus Thüringen (wo es die meisten Kleinen Hufeisennasen in Deutschland gibt) bringt vielleicht gar nichts, weil nach bisherigen Erkenntnissen die beiden Vorkommen unterschiedliche Chromosomensätze haben und sich vielleicht gar nicht untereinander reproduzieren können. Unser Ziel ist es, die letzten Überlebenden Kleinen Hufeisennasen der Frankenalb vor dem Aussterben zu bewahren. So, kommende Woche bin ich so sehr mit Arbeiten eingedeckt, dass ich hier kaum zum Reinschreiben kommen werde. Also nicht wundern, wenn ich hier mal Pause mache… Servus derweil, Rudi

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Hoi Rudi, ich glaub ich hab jetzt aus Versehen meinen letzten Eintrag gelöscht. :open_mouth: Der ist jetzt einfach futsch! :woozy_face:
Ich weiß nicht, ob du ihn gelesen hattest.
Also nochmals vielen Dank für die Zeit, die du in die Beantwortung meiner Fragen investiert hast und neue Fragen (Stichwort Genpool) verschiebe ich besser mal auf später und belasse es bei der Erkenntnis, dass es auch bei dem Kleinen Hufis „dicke Männchen“ gibt. :wink:

Ein gute schöne Woche wünscht dir Tabea!!!

Und hier noch unsere frischgebackene Hufi-Mami:

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