unsere Webcam im Fledermaushaus Hohenburg (Oberpfalz) liefert einen Einblick in die letzte Wochenstube der Großen Hufeisennase in ganz Deutschland. Bilder von vergangenen Geburten findet ihr in unserem LBV-Bildarchiv oder auf YouTube.
Wir freuen uns über Ihre Fragen und Beobachtungen in unserem Forum! Eure direkten Ansprechpartner sind @Rudi und @Alexander. Viel Spaß!
Hallo Peggy, gestern Abend waren einige Hufis schon wieder in der Wärmeglocke. und die eine ist wohl der Meinung die Temperatur ist auf einem konstanten und gemütlicheren, Niveau, als im Keller. Die sehr kalten Nächte haben nämlich leider dafür gesorgt, dass es im Keller kritisch kalt wurde. daher haben wir vor der Einflugs Öffnung aktuell eine Heizung angebaut, die durch einen Warmluftschleider verhindern soll, dass keine Kaltluft mehr einströmen kann. diese anbauten können die nächsten Tage dann auch wieder entfernt werden. Den Fledermäusen soll ja auch nicht zu warm werden im Winterquartier.
Hallo Djuba, Fledermaus ist nicht gleich Fledermaus, und Hufeisennasen unterscheiden sich in einigen Bereichen ihres Verhaltens von den anderen Fledermausarten. Und unsere Großen Hufeisennasen im Oberpfälzer Jura zeigen vermutlich nochmal ein anderes Verhalten wie in anderen Regionen. Dass unsere Hufeisennasen schon relativ früh so aktiv sind, hängt mit dem Vorkommen eines besonderen Käfers zusammen, der aktuell seine Flugzeit hat. Es ist der Gerippte Brachkäfer, der nach so warmen sonnigen Tagen abends aus der Erde kommt und in die Kiefernkronen hinauffliegt, um dort seinen Reifungsfraß zu machen. Dieser Käfer kommt nur in wenigen Regionen Deutschlands mit Kiefernwäldern auf Kalk oder Dolomit vor. Und für unsere Hufeisennasen ist er die wichtigste Hauptbeute im Frühjahr. Über Kotanalysen konnten wir den schon als Beute der Großen Hufeisennasen im Dezember und Januar nachweisen. - Fledermäuse können bei der Überwinterung unterschiedliche Strategien ergreifen. Manche fressen sich große Fettvorräte an, dass sie oft erst im Mai ihr Winterquartier verlassen (z.B. Bechstein- oder Wimperfledermäuse). Andere nutzen auch Warmphasen im Winter, um ihre Fettvorräte wieder etwas aufzufüllen. Das können neben den Hufeisennasen auch Zwergfledermäuse oder Langohren machen. - Wir müssen bei den Fledermäusen noch viel dazu lernen, um ihre Verhaltensweisen zu verstehen. Unsere Kameras im Fledermaushaus haben uns schon viel Neues dazu lernen lassen. Servus derweil, Rudi
Hallo Zusammen, wer die letzten Abende in die Webcam geschaut hat, hat in der Wärmeglocke schon zahlreiche clusternde Hufis gesehen. Gestern und heute waren es bestimmt über 100. Nach so einem sonnigen Tag ist das Dach etwas aufgewärmt und sie verdauen nach der Rückkehr vom Jagdflug noch in der Wärmeglocke. Wenn es dann im Laufe der Nacht wieder kälter wird (bis in die Minusgrade) dann fliegen sie in den Keller und gehen in energiesparenden Kälteschlaf. Viel Freude Euch beim Beobachten der Hufis. Und wenn Ihr etwas Besonderes seht, dürft ihr es gerne hier mitteilen. Servus derweil, Rudi
2 Fragen: Es herrscht ja schon reger Flugverkehr, aber warum fliegen die Hufis noch nicht aus? So verbrauchen sie doch nur Energie. Sie sehen schon noch wohlgenährt aus, aber ich dachte, sie verlieren über den Winter die Hälfte ihres Gewichts - täuscht das Bild?
Willkommen, Volker Riehm, in diesem Forum zur einzigen bekannten Wochenstube der Großen Hufeisennase in Deutschland!
Hier nun mein Versuch, die richtige Antworten auf Deine Fragen zu geben. Erstmal zu zweiten Frage, weil diese auch Erklärungen für die erste Frage gibt: Ja, die Hufis können bis etwa die Hälfte ihres Körpergewichts vom Herbst verlieren. Dann drohen sie zu verhungern, wenn sie dann keine Energien durch Beutefang aufnehmen können. Vergangenen Dienstag musste ich leider zwei verhungerte Hufeisennasen im Dachboden aufsammeln. Sie schafften es zwar noch vom Keller bis in den Dachboden zu fliegen, von dort aus schafften sie es aber nicht mehr zu einen Jagdflug. Abgemagert auf 14 Gramm fand ich die beiden Weibchen, ein Jungtier von letztem Jahr und ein schätzungsweise zweijähriges Weibchen. Manche schaffen es zwar noch zu einem Jagdflug, aber wenn sie nicht genügend Insekten erbeuten können, weil sie womöglich zu schwach sind, sterben sie irgendwo in der Landschaft den Hungertod und wir bemerken es nicht. - Bei meiner Kontrolle des Dachbodens am Dienstag, sah ich, dass schon ziemlich viel hellbrauner Kot unter der Wärmeglocke lag. Die Hufis haben also hauptsächlich den Gerippten Brachkäfer (Rhizotrogus cicatricosus) erbeutet. Es fliegen ja sonst noch wenige Insekten. Allerdings habe ich heuer bisher bei den Hufis nicht die dicken Bäuche nach ihren Jagdflügen gesehen, wie in den meisten vergangenen Jahren. Der Gerippte Brachkäfer scheint also ein schwächeres Flugjahr zu haben. Dass die Hufis noch wohlgenährt aussehen, täuscht. Es ist der große Brustkorb, der sie rund aussehen lässt. Nach dem langen Winter sind sie alle ziemlich ausgezehrt und ich hoffe, keine weiteren Verhungerten zu finden. Jetzt um 19:30 Uhr sind schon einige vom Jagdflug zurückgekommen und ich sehe, dass die Bäuche nun schon etwas gefüllter sind als die letzten Tage. Nach der monatelangen Fastenzeit muss das Verdauungssystem erst wieder hochgefahren werden. Beim Einfliegen in die Wärmeglocke kann man auch den etwas schwerfälligen Flug erkennen. Ihnen fehlen einfach noch die Kräfte und die Übung nach der langen Winterpause.
Nun zur zweiten Frage. Da ich jetzt nicht weiß, worauf sich das „noch nicht“ bezieht, versuche ich es, ausreichend zu beantworten: Die Hufis fliegen schon seit einigen Tagen oder besser Abenden aus. Wenn es tagsüber sehr sonnig war und sich die Südhänge aufgeheizt haben, fliegt i.d.R. der Gerippte Brachkäfer am Abend vom Boden in die Kiefernkronen hinauf und wird dabei erbeutet. Seit Anfang März waren immer wieder mal entsprechende Wetterbedingungen für erfolgreiche Jagdflüge. Ich sehe, dass jetzt noch zwei Hufis im Keller im Kälteschlaf hängen. Sie haben anscheinend noch oder schon wieder genügend Energie, dass sie nicht unbedingt zum Jagen fliegen müssen. Oder sie sind so schwach, dass gar nicht mehr zum Jagen ausfliegen. Ich denke und hoffe, eher ersteres.
Das Herumfliegen vor dem Ausflug kostet sie zwar Energie, aber sie müssen das auch wieder etwas üben. Zum einen, um die Insekten geschickt erbeuten zu können, zum anderen, um auch Feinden gut ausweichen zu können. Wer tollpatschig rausfliegt, kann schnell von einem Greifvogel oder einer Eule erbeutet werden. Tiere haben meist ein deutlich besseres Gespür für das richtige Maß als wir Menschen. - Die Hufis fliegen also noch nicht aus, weil es draußen noch zu hell ist und sie leicht Beute von Greifvögeln werden könnten, und weil sie die Zeit bis zur richtigen Dämmerung zum Aufwärmen für einen geschickten Jagdflug nutzen. Ich hoffe, die Fragen ausreichend beantwortet zu haben.
Ich sehe gerade, dass sie anfangen zu clustern. Der Dachboden kühlt sich jetzt schnell ab und sie kuscheln sich nun eng zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. - Ich wünsch noch ein schönes Beobachten! Bei der oberen Webcam kann man auch den Ton anmachen, wenn man rechts unten im Bild auf den Lautsprecher klickt. Servus derweil, Rudi
Herzlichen Dank für die ausführliche und sehr informative Antwort. Darf ich gleich noch eine Frage nachschieben: Wie läuft den der Landeprozess der Fledermäuse an der Decke genau ab? Zuerst fliegen sie je mit dem Kopf voran Richtung Decke und im letzten Moment drehen sie sich, damit sie mit den Füßen voran an der Decke landen. Machen sie da einen „Feldaufschwung“ oder einen „Purzelbaum“ oder rollen über die Schulter ab? Ich kann das in den Webcam-Aufnahmen leider nie erkennen.
Hallo Volker, gute Frage, auf die es eine Antwort gibt: es ist in der Regel ein halber Salto mit halber Drehung, also ein Purzelbaum, bei dem die Hufis mit dem Ober-/Vorder-Körper nach unten tauchen und sich dabei seitlich drehen und dabei mit ihren (langen) Beinen nach oben greifen. Den Hufis hilft dabei auch ihre große Arm- und Schwanzflughaut. Beim Fliegen werden auch die Beine mit eingesetzt. Es gibt einen ganz tollen Film von Tanguy Stoecklé, in dem man das sehr gut sehen kann. Hier der Link zu dem Film: https://www.youtube.com/watch?v=tNpSfanm1io&t=291s .Es lohnt sich den ganzen Film anzusehen. Die tollen Flugszenen in Zeitlupe sind etwa ab Minute 18 zu sehen. Viel Freude beim Ansehen!
Liebe Webcam-Gucker, hier mal wieder ein erfreuliches Diagramm. Bei unseren Winterzählungen in hunderten von Höhlen und Kellern konnten wir wieder einen Anstieg feststellen. Dieser ist zwar nicht so stark wie letztes Jahr, aber trotzdem als sehr positiv zu bewerten. Diesmal überwinterten im Keller der Fledermaushauses deutlich weniger Hufis als die Vorjahre. Das deutet darauf hin, dass die Jungtiere sich gut entwickelt und schon andere Winterquartiere erkundet haben. Da wir in den Höhlen nicht alle Hufis finden (wenn sie in unzugänglichen Bereichen hängen), gibt es hier eine gewisse Dunkelziffer. Diesmal haben wir in 44 Winterquartieren (+9) Hufis angetroffen, davon in 7 erstmalig (seit der Wiederausbreitung). Die entferntesten waren in Höhlen in der Fränkischen Schweiz und im Altmühltal. Ein großer Dank geht hier an die Höhlenkundler, welche v.a. die schwer begehbaren Höhlen machen (oft nur mit Seilklettertechnik möglich). So und hier nun das Entwicklungsdiagramm unserer Winterzählungen. Servus derweil, Rudi
Hallo zusammen,
wie ihr vielleicht dem verhalten der Hufis entnommen habt habe ich gestern früh die Heizplatte eingeschaltet, nachdem die Frostnächte weitgehend durch sein sollten.
Die Hufis hängen jetzt mehrheitlich direkt über der Kamera, weil die Wärmeplatte hinter der Kamera angebracht ist und es dort folglich am wärmsten ist.